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Wenn es drauf ankommt

Sonntag, 20. Juli 2025
40 Minuten
Wenn es drauf ankommt

Stell dir vor, du stehst vor dem Mann, der deine Tochter ermordet hat. Der Gerichtssaal ist gefüllt mit Hass, mit verständlicher Wut. Und dann sprichst du die Worte aus: "Du bist vergeben." Unmöglich? Aus menschlicher Kraft – ja. Aber genau hier zeigt sich, was es bedeutet, wenn der Glaube nicht nur Theorie bleibt, sondern im härtesten Moment des Lebens Wirklichkeit wird.

Wie sieht ein Leben aus, das wirklich einen Unterschied macht? Der erste Petrusbrief gibt darauf eine überraschend praktische Antwort. In 1. Petrus 3,8-12 geht es nicht um theologische Feinheiten, sondern um die Frage: Wie verhalte ich mich in der Gemeinde? Wie reagiere ich, wenn mir Unrecht geschieht? Was tue ich mit meiner Zunge, wenn ich jemanden nicht leiden kann?

Gleichgesinnt sein bedeutet nicht, in jeder Kleinigkeit einer Meinung zu sein. Es bedeutet, vereint in Christus auf dasselbe Ziel ausgerichtet zu sein – mit der gleichen Sehnsucht wie Paulus in Philipper 3, der alles hinter sich lässt und nach vorne stürmt. Aus dieser Gnade heraus sollen wir mitfühlend sein, voller Geschwisterliebe, barmherzig und demütig. Doch was passiert, wenn jemand dir Böses antut?

"Vergeltet nicht Böses mit Bösem" – diese Worte aus Römer 12 und 1. Petrus 3,9 fordern uns radikal heraus. Es geht nicht darum, Ungerechtigkeit zu dulden oder sich nicht zu schützen. Es geht darum, den Kreislauf des Bösen zu durchbrechen. Genau das ist am Kreuz geschehen. Dort wurde die Macht der Sünde gebrochen. Und deshalb kannst du dem Bösen mit Gutem begegnen – nicht aus eigener Kraft, sondern weil Christus in dir lebt.

Was bedeutet es konkret, einen Feind zu segnen? Für ihn zu beten. Vergebung auszusprechen. Sich bewusst zu machen, dass auch er ein wertvolles Geschöpf Gottes ist. Das ist keine natürliche Reaktion – aber es ist die Kraft des Evangeliums, die in einem Leben sichtbar wird, das nah am Herzen Jesu lebt. Ohne diese Verbindung zu ihm bleibt alles nur frommer Wunsch.

Gottesfurcht bedeutet, sich aktiv vom Bösen abzuwenden und das Gute zu tun – nicht aus Gesetz, sondern aus Liebe. Frieden zu suchen und ihm nachzujagen. Dieser Schalom, dieser vollkommene Friede, den die Welt nicht geben kann, wird dort Wirklichkeit, wo Gott gegenwärtig ist. Und du darfst Friedensstifter sein, auch wenn das manchmal bedeutet, unbequeme Wahrheit anzusprechen.

Die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten – das ist eine gewaltige Verheißung für alle, die in Christus sind. Doch wer im Bösen verharrt, wer Buße ablehnt, dem gilt die ernste Warnung: Das Angesicht des Herrn ist gegen die gerichtet, die Böses tun. Jetzt ist Gnadenzeit.

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