Warum hält Jesus dich fest? Warum hast du Frieden mit Gott? Die Antwort ist so einfach wie gewaltig: weil er dir vergeben hat. Doch wie sieht echte Vergebung eigentlich aus – nicht nur die, die wir empfangen, sondern die, die wir selbst geben sollen?
Die Geschichte von Josef und seinen Brüdern zeigt uns Vergebung in ihrer radikalsten Form. Stell dir vor: Deine eigenen Brüder wollen dich umbringen, verkaufen dich stattdessen als Sklaven, zerstören dein Leben mit kaltblütiger Bosheit. Jahre vergehen. Du wirst vom Sklaven zum mächtigsten Mann Ägyptens – und plötzlich stehen genau diese Brüder vor dir, völlig in deiner Hand. Was würdest du tun?
Josef weint, als er seine Brüder reden hört. Er legt ihnen heimlich Geschenke in ihre Säcke. Wie kann das sein? Die Antwort liegt tiefer, als wir zunächst denken: Josef war bereits vergebungsbereit, lange bevor er seinen Brüdern begegnete. Denn wenn wir die Geschichte lesen, finden wir keinen verbitterten, grollenden Mann. Wir finden jemanden, dessen Lebensmotto war: "Wie sollte ich gegen Gott sündigen?"
Doch was bedeutet Vergebung wirklich? Im Neuen Testament finden wir zwei zentrale Begriffe: Schuld erlassen und jemandem unverdient mit Güte begegnen. Beide Aspekte gehören zusammen – denn so vergibt Gott. Er sagt nicht nur "Schuld vergessen", sondern begegnet uns in Christus als Braut, als geliebte Kinder. Vergebung ohne Versöhnung ist keine vollständige Vergebung.
Drei Versprechen zeigen, ob deine Vergebung echt ist: Wirst du das Gedankenkarussell stoppen – diesen inneren Gerichtsprozess, in dem du anklagst, verurteilst und Strafen ausdenkst? Wirst du diese Sache nie mehr gegen den anderen verwenden – weder in Gedanken, noch im Gespräch mit anderen, noch ihm selbst gegenüber? Und wirst du Versöhnung suchen, auch wenn das der schwerste Schritt sein mag?
Josef umarmt und küsst alle seine Brüder – sogar die, die ihn verkauft haben. Er sagt: "Macht euch keine Vorwürfe. Gott hat mich zur Lebensrettung hierher gesandt." Jahre später, als die Brüder immer noch Angst haben, wiederholt er: "Fürchtet euch nicht. Ihr gedachtet mir Böses zu tun, aber Gott gedachte es gut zu machen."
Liegt Gottes Messlatte zu hoch? Ja – für uns allein ist sie unmöglich. Selbst im Alltag, bei kleinen Ungerechtigkeiten, versagen wir. Doch genau deshalb gibt es den Thron der Gnade in Hebräer 4,16. Echte Vergebung erfordert ein immenses Maß an Gnade, die wir nur von Gott selbst empfangen können.
Wie sieht es bei dir aus? Gibt es ein Gedankenkarussell, das du nicht stoppen kannst? Eine alte Verletzung, die du immer wieder hervorkramst? Eine Beziehung, in der du Versöhnung verhinderst?
