Stell dir einen einfachen Fischer vor – impulsiv, hitzig, oft mit dem Mund schneller als mit dem Kopf. Einen Mann, der seinem Meister widerspricht, auf dem Wasser läuft und dann untergeht, der das größte Versprechen gibt und es in der dunkelsten Stunde bricht. Dreimal verleugnet er Jesus, bevor der Hahn kräht, und verlässt weinend den Hof. Wäre das nicht das Ende einer Geschichte? Doch genau dieser Mann wird zum Leiter der ersten Gemeinde, predigt vor Tausenden und schreibt einen Brief, der bis heute Hoffnung schenkt.
Simon Petrus – vom Familienunternehmen am See Genezareth in die "Meisterschule" bei Jesus. Was macht diesen Mann so besonders? Er war kein Gelehrter, kein Schriftkundiger, sondern jemand wie du und ich: voller Überzeugung und gleichzeitig voller Fehler. Doch Jesus ließ ihn nie fallen. Nicht nach dem Widerspruch, nicht nach dem Einschlafen im Garten Gethsemane, nicht nach der Verleugnung. Stattdessen fragt er ihn am Ufer: "Hast du mich lieb?" und gibt ihm den Auftrag: "Weide meine Schafe."
Aus diesem Mann, der nach der Kreuzigung wieder fischen ging, wird der Menschenfischer, der an Pfingsten vor Menschen aus der ganzen Welt tritt – ohne Angst, ohne Rückzieher. 3000 Menschen kommen zum Glauben. Derselbe Petrus, der wegen seines Dialekts erkannt und von Furcht überwältigt wurde, steht nun freimütig vor Tausenden.
Der erste Petrusbrief entsteht in einer Zeit politischer Unsicherheit und zunehmender Verfolgung unter Kaiser Nero. Petrus schreibt an Gemeinden in der heutigen Türkei – an Menschen, die sich entschieden haben, Gott zu dienen, obwohl es alles andere als populär war. Sein Brief bewegt sich in einem faszinierenden Spannungsfeld: zwischen realistischem Christsein mit all seinen Widrigkeiten und hoffnungsvollem Leben mit Blick auf die Ewigkeit.
"Erwählte Fremdlinge" nennt Petrus sie – eine doppelte Identität, die auch heute gilt. Von Gott erwählt und gleichzeitig fremd in dieser Welt. Wie geht das zusammen? Petrus beschönigt nichts, aber er gibt maximale Hoffnung. Denn er weiß aus eigener Erfahrung: Gott lässt dich nicht fallen, egal wie schwach, wie elend, wie gescheitert du dich fühlst. Er kann und will dich gebrauchen – nicht trotz, sondern mit deinen Schwächen.
Was bedeutet es, in einer Gesellschaft zu leben, die christliche Werte zunehmend ablehnt? Wie bleibt man hoffnungsvoll, wenn Unsicherheit um sich greift? Der Brief des Petrus – geschrieben von einem Mann, der Gnade in einem Ausmaß erfahren hat, das uns staunen lässt – gibt Antworten, die unsere Zeit dringend braucht.
