Thyatira – ein Name, der für „Weihrauchspenderin" steht. Was für ein merkwürdiger Name für eine Gemeinde! Doch er offenbart etwas Erschreckendes: Wenn der Heilige Geist nicht mehr wirken kann, beginnen Menschen, ihn künstlich nachzuahmen. Mit Weihrauch, mit Ritualen, mit schöner Liturgie – aber es ist nicht der Geist Gottes.
In Offenbarung 2,18-29 richtet sich Jesus an diese Gemeinde mit einer bemerkenswerten Selbstvorstellung: „Das sagt der Sohn Gottes." Warum muss er sich hier so vorstellen? Was war so schiefgelaufen, dass Jesus sich wieder als Sohn Gottes vorstellen muss? Die Antwort ist erschütternd: Man hatte begonnen, ihn nicht mehr als dem Vater gleichgestellt zu sehen. Andere „Heilige" traten neben ihn, Maria sogar vor ihn.
Zunächst lobt der Herr vieles: Liebe, Dienst, Glauben, Ausdauer – die Werke dieser Gemeinde waren sogar gewachsen! Doch dann kommt der vernichtende Tadel: „Du lässt zu, dass die Frau Isebel lehrt und meine Knechte verführt." Eine Frau, die sich selbst zur Prophetin ernannte, ohne Auftrag Gottes, ohne Vollmacht – und die Ältesten schwiegen dazu.
Die Bibel verwendet hier das Bild der gottlosen Isebel aus dem Alten Testament. Was tat sie? Sie führte Götzendienst ein, verfolgte die Knechte Gottes gnadenlos, bezahlte eigene Priester mit Steuern, verleitete zur Unzucht. Dieses prophetische Bild zeigt auf eine Institution, die religiöse und politische Macht an sich riss, andere Christen verfolgte, ihre Priester zur Ehelosigkeit zwang – mit verheerenden Folgen bis heute.
Das Erschreckendste? „Ich gab ihr Zeit, Buße zu tun – und sie tat nicht Buße." Jahrhunderte der Gnadenzeit, unzählige Reformatoren, die zurück zur Schrift riefen – doch keine Umkehr. Stattdessen kündigt der Herr ein dreifaches Gericht an: das Krankenbett der geistlichen Verstockung, die große Drangsal und den ewigen Tod.
Doch mitten in diesem düsteren Bild leuchtet Hoffnung auf: Es gab Überwinder, Treue, die ihren Glauben bewahrten. Ihnen verspricht der Herr Vollmacht über die Heidenvölker – nicht jetzt, sondern in seinem zukünftigen Reich. Denn unser Auftrag heute ist nicht zu herrschen, sondern zu dienen und das Evangelium weiterzugeben.
Bist du bereit für sein Kommen?
