Du hast den Namen, dass du lebst – und bist doch tot. Kannst du dir vorstellen, wie es sich anfühlt, solch eine Diagnose zu hören? Stell dir vor, du sitzt in der Gemeinde von Sardes, erwartungsvoll, vielleicht sogar ein wenig stolz. Ihr habt einen guten Ruf, seid bekannt für euer Engagement, eure Aktivitäten. Die Terminkalender sind voll, die Anerkennung in der Gesellschaft ist da. Und dann wird dieser Brief vorgelesen – direkt von Johannes, direkt von Christus selbst. Die anderen Gemeinden haben ihre Probleme gehört: falsche Apostel, Verfolgung, Verführung. Aber ihr? Ihr habt das alles nicht. Ihr seid aktiv, ihr macht viel. Und dann fallen diese Worte: "Ich kenne deine Werke – du hast den Namen, dass du lebst, und bist doch tot."
Was für ein Schock muss das gewesen sein! Wie kann es sein, dass eine Gemeinde, die so viel tut, die so engagiert erscheint, geistlich tot ist? Die Antwort ist erschreckend einfach: Man schläft nicht in fünf Minuten ein. Es ist ein schleichender Prozess, ein sanftes Einlullen. Keine dramatischen Irrlehren, keine offensichtliche Verfolgung – nur eine stille, gefährliche Bequemlichkeit. Der Bezug zur Umwelt geht verloren, die Wahrnehmung schwindet, und plötzlich ist man nur noch anwesend, ohne wirklich da zu sein.
"Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben" – diese Warnung aus Offenbarung 3,1-6 ist kein sanfter Hinweis, sondern ein Weckruf. Was passiert, wenn ein Körperteil abstirbt? Die Durchblutung ist gestört, die Beziehung zum Rest des Körpers unterbrochen. Genauso war es in Sardes: Die Beziehung zu Gott war gestört, auch wenn äußerlich alles funktionierte.
Doch es gibt Hoffnung. Einige wenige in Sardes hatten ihre Kleider nicht befleckt – sie werden in weißen Kleidern wandeln. Diese weißen Kleider sprechen von Heiligkeit, Reinheit und einem Leben, das durchgehalten hat. Aber wie kommt man dahin? "Denke daran, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße." Zurück zum Anfang, zurück zur ersten Liebe, zurück zu echter Beziehung statt religiöser Routine.
Bist du wach – oder nur anwesend?
