Das Reich der Himmel ist gleich einem Hausherrn
Stell dir vor, du arbeitest den ganzen Tag hart im Weinberg – von morgens sechs bis abends sechs. Zwölf Stunden unter der brennenden Sonne. Dann kommt der Abend, die Abrechnung steht an. Doch plöge, die erst in der letzten Stunde gekommen sind, erhalten denselben Lohn wie du. Wie würdest du reagieren? Genau diese Spannung steckt im Gleichnis vom Hausherrn und seinen Arbeitern in Matthäus 20,1-16.
Doch was bedeutet diese Geschichte wirklich? Um sie zu verstehen, müssen wir einen Schritt zurückgehen. Da ist der reiche junge Oberste, der zu Jesus kommt – einer der Ersten, angesehen, einflussreich. Er fragt nach dem ewigen Leben, doch als Jesus ihm den Preis der Nachfolge nennt, geht er traurig davon. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Jünger: einfache Fischer aus Galiläa, ein Zöllner, ein ehemaliger Zelot – die Letzten, die Verachteten. Petrus fragt mutig: "Wir haben alles verlassen – was wird uns dafür?" Und Jesus verspricht ihnen Unglaubliches: hundertfachen Lohn, ewiges Leben und sogar Throne, um die zwölf Stämme Israels zu richten.
Dann folgt dieser rätselhafte Satz: "Viele Erste werden Letzte sein, und Letzte werden Erste sein." Und genau hier setzt das Gleichnis an – mit dem Wörtchen "denn". Es ist keine zufällige Geschichte, sondern die Erklärung für diese revolutionäre Aussage.
Der Hausherr im Gleichnis – gütig, fleißig, diszipliniert – steht für den himmlischen Vater. Fünfmal geht er hinaus, um Arbeiter zu werben. Doch warum betont Jesus besonders die elfte Stunde, kurz vor Feierabend? Was will er uns damit sagen über das Reich der Himmel, das er in diese Welt gebracht hat?
Mit seinem Kommen führt Jesus eine völlig neue Reichsordnung ein. "Bei euch soll es nicht so sein wie in dieser Welt", sagt er seinen Jüngern. Doch was genau ändert sich? Wer bekommt die Schlüssel des Himmelreichs – und warum werden sie den bisherigen Verantwortlichen weggenommen?
Die Antwort liegt in einer radikalen Neuordnung, die bis heute gilt.
