Stell dir vor, du packst deine Koffer, verlässt alles Vertraute – Familie, Freunde, Sicherheit – und weißt nicht genau, was kommt. Genau in dieser Situation befand sich Abraham, als Gott ihm einen unfassbaren Auftrag gab: "Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, Isaak, und opfere ihn mir" (1. Mose 22,2). Was für eine Zumutung! Der Sohn, auf den er Jahrzehnte gewartet hatte, die Erfüllung aller göttlichen Verheißungen – und jetzt soll er ihn hergeben?
Hier stellt sich die entscheidende Frage, die auch uns heute betrifft: Was ist dir wichtiger – der Segen in deinem Leben oder der Geber des Segens? Vertraust du Gott auch dann, wenn du ihn nicht verstehst? Abraham stand früh am nächsten Morgen auf, spaltete Holz, sattelte seinen Esel und machte sich auf den dreitägigen Weg nach Moria. Drei Tage, um nachzudenken. Drei Tage, um umzukehren. Doch er blieb gehorsam.
Als sein Sohn Isaak unterwegs fragt: "Vater, wo ist das Lamm zum Opfer?", antwortet Abraham mit erstaunlicher Gewissheit: "Gott wird dafür sorgen, mein Sohn" (1. Mose 22,8). Hier begegnet uns ein Name Gottes, der alles verändert: Jahwe Jireh – der Gott, der sieht und vorsorgt. Abraham wusste vielleicht nicht, wie die Geschichte ausgeht, aber er wusste, wer sein Gott ist.
Loslassen bedeutet nicht zwangsläufig umziehen oder alles aufgeben. Aber es bedeutet, Gott das zu geben, was ihm am wichtigsten ist: unser Herz. Vielleicht betest du seit Jahren für einen Menschen und nichts passiert. Vielleicht sehnst du dich nach Heilung, nach einem Ehepartner, nach Veränderung. Was hältst du fest, das dich von Gott fernhält? Welche Sicherheiten klammerst du an?
Die Geschichte auf dem Berg Moria zeigt: Gott fordert alles – aber er sorgt auch für alles. Im letzten Moment greift er ein, und Abraham findet einen Widder im Gestrüpp. Gott hatte längst vorgesorgt. Dieser Berg wird Jahrhunderte später zum Ort, wo Gott seinen eigenen Sohn nicht verschont – damit wir leben können.
