Stell dir vor, du stehst vor einem Automaten. Bitte. Danke. Bitte. Danke. Ist es das, was Gebet für dich bedeutet? Eine schnelle Transaktion mit Gott, bei der du deine Wünsche äußerst und weitermachst? Oswald Chambers, der britische Prediger, sagte einmal mitten in schwierigster Zeit: "Mir ist egal, was Gott tut, für mich zählt, wer Gott ist." Was für eine radikale Aussage! Gottes Handeln kann verwirrend sein – aber Gott selbst nicht.
Genau hier setzt das Vaterunser an. Denn auch zur Zeit Jesu war Gebet zum Problem geworden. Die religiöse Elite betete regelmäßig, dreimal täglich, mit festen Gebetszeiten. Doch Jesus greift ihre Haltung scharf an: Sie plappern wie die Heiden, beten um gesehen zu werden, verwandeln Gebet in eingeübte Heuchelei. Wann wird unser Gebetsleben zur bloßen Gewohnheit? Wann beten wir, weil "es dazugehört", statt aus echtem Verlangen nach Gott?
"Unser Vater" – diese intimste Form, Gott anzusprechen, zeigt: Er ist nahbar wie ein Papi, und doch in den Himmeln, ehrfürchtig und respektvoll. Wer Gott so anspricht, hat das Evangelium verstanden. Doch was bedeutet es wirklich, "Geheiligt werde dein Name" zu beten? Es heißt: Gottes Name steht an erster Stelle in meinem Leben. Heute und in Ewigkeit. Steht er das tatsächlich?
"Dein Wille geschehe" – diese Worte gehen uns so leicht über die Lippen. Aber was, wenn Gottes Wille bedeutet, dass deine Pläne scheitern? Dass es an dein Geld geht? Dass du Verlust erlebst? "Unser tägliches Brot" – können wir heute überhaupt noch verstehen, was es heißt, nur für den heutigen Tag zu bitten, wenn unsere Kühlschränke für Wochen gefüllt sind?
Und dann die Vergebung: Wie kann es sein, dass wir Vergebung empfangen und gleichzeitig anderen nicht vergeben können? Nicht vergeben ist wie Gift trinken und hoffen, dass der andere stirbt. Dieses Gebet lehrt uns etwas Entscheidendes: Es geht nicht um dich. Es geht um ihn.
