Jeder Mensch, der jemals gelebt hat oder noch leben wird, ist Gott Dank schuldig. Eine gewaltige Aussage, oder? Doch wenn wir ehrlich sind: Wie viel Raum nimmt Dankbarkeit wirklich in unserem Alltag ein? Liegt es vielleicht sogar daran, dass wir zu viel haben statt zu wenig?
Schon im Garten Eden hätte Gott jedes Recht gehabt, Adam und Eva für ihre Rebellion sofort sterben zu lassen. Doch er tat es nicht. Warum? Gnade. Von diesem Moment an beginnt Gottes Gnade gegenüber dem Menschen. Seither leben Milliarden auf dieser Erde, deren Herzen schlagen und deren Lungen sich füllen – und doch blenden viele Gott komplett aus. Paulus macht in Römer 1 deutlich: Die Menschen sind ohne Entschuldigung, denn sie blieben Gott den Dank schuldig.
Doch was ist mit uns, die wir bereits Kinder Gottes sind? Ist Gnade in unserem Leben selbstverständlich geworden? Das Volk Israel in der Wüste zeigt uns ein erschreckendes Bild: Sie hatten das himmlische Manna, doch sie weinten nach dem Fleisch aus Ägypten. Sie sehnten sich zurück nach den Gurken, Melonen und Zwiebeln der Sklaverei. Kannst du dir das vorstellen? Nach allem, was sie mit Gott erlebt hatten!
Was ist dieses "Fleisch aus Ägypten" in deinem Leben? Jene alten Prinzipien, Wünsche und Sehnsüchte, denen du eigentlich mit Christus gestorben bist? Vielleicht Dinge, von denen du meinst, sie unbedingt zu brauchen, um glücklich zu sein? Und was passiert, wenn dein Fokus sich verschiebt – von der vertikalen Ausrichtung auf Gott hin zur horizontalen Ebene des Irdischen?
Ludwig Hofacker trifft den Kern: "Eine Hauptursache unserer Undankbarkeit gegen Gott ist wohl die natürliche Blindheit und der Unglaube unseres Herzens – mit anderen Worten: unsere Entfremdung von Gott." Das Problem der Undankbarkeit wird nicht durch gute Vorsätze oder christliche Bücher gelöst. Es wird zu Hause auf den Knien gelöst, dort, wo auch die Probleme entstehen.
Paulus fordert uns in 1. Thessalonicher 5 heraus: "Seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes." Wie kann das gelingen? Das Geheimnis liegt in Psalm 50,23: Wer Dank opfert, dessen Herz kommt Gott immer näher. Wenn du von der Tiefe deines Herzens für Christus dankbar bist, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für alles andere dankbar sein.
Bist du noch überwältigt von Christus? Vom Kreuz? Von dieser unfassbaren Gnade? Der Kolosserbrief zeigt: Nur wenn wir in ihm verwurzelt sind, können wir "überfließend mit Danksagung" sein. Christus ist der tiefste Grund unserer Dankbarkeit – nicht die Ernte, nicht materielle Segnungen, sondern er selbst, der uns den Sieg am Kreuz erkauft hat.
