Stell dir vor, du bist in einer Höhle, hunderte Meter unter der Erde. Plötzlich ein Steinschlag – der Ausgang ist verschüttet. Das Wasser steigt. Der Raum wird enger, die Luft knapper. Dieser Druck, diese Bedrängnis – genau das beschreibt David in Psalm 4. Doch mitten in dieser existenziellen Not schreit er nicht ziellos in die Dunkelheit. Er wendet sich an jemanden ganz Bestimmten: "Du Gott meiner Gerechtigkeit!"
Was bedeutet das eigentlich? David sagt damit nicht primär "Du bist gerecht", sondern etwas viel Persönlicheres: "Du bist der Gott, der mich gerecht gemacht hat." Zwischen ihm und Gott ist etwas geschehen – eine Beziehung ist entstanden. Und aus dieser Beziehung schöpft David jetzt seine Hoffnung. Er erinnert sich: "In der Bedrängnis hast du mir immer Raum gemacht." Kannst du dir vorstellen, wie es sich anfühlt, aus dieser erdrückenden Höhle plötzlich auf einem Berg zu stehen, mit weitem Blick ins Tal?
Doch Davids Situation ist komplex. Er flieht vor seinem eigenen Sohn Absalom. Männer von Rang und Namen, sein eigenes Volk, haben sich gegen ihn gewandt. Seine Ehre wird in den Dreck gezogen. Aber David bleibt nicht bei der Oberfläche stehen. Er erkennt das eigentliche Problem: Diese Männer lieben das Nichtige, sie haben die Lüge gern. Sie jagen vergänglichen Dingen nach – Macht, Einfluss, Anerkennung – und geben sich der Illusion hin, dass genau das sie glücklich machen wird.
Wie viel Zeit nimmst du dir eigentlich, um über dein eigenes Herz nachzudenken? David fordert diese Männer auf: "Denkt nach in eurem Herzen auf eurem Lager und seid still." Erst in der Stille, wenn es dunkel und ruhig wird, können wir wirklich hören, was in unserem Inneren vor sich geht. Doch genau das will der Feind verhindern – durch Medien, Arbeit, Sorgen, alles, was uns auf Trab hält.
Das Erstaunliche: David zeigt seinen Verfolgern sogar den Ausweg. "Bringt Opfer der Gerechtigkeit und vertraut auf den Herrn." Warum kann er das sagen? Weil er selbst erlebt hat, dass Gott Gerechtigkeit zuspricht – nicht durch eigene Leistung, sondern durch Vertrauen. Diese alttestamentlichen Opfer waren nur Schatten dessen, was kommen sollte: das finale Opfer Christi.
Und dann geschieht etwas Bemerkenswertes. Hat sich Davids äußere Situation verändert? Nein. Die Feinde sind noch da, die Bedrohung besteht. Und doch sagt er: "Du hast mir Freude in mein Herz gegeben – mehr als die, die Korn und Most in Fülle haben." Während sich andere über Vergängliches freuen, freut sich David über den Schöpfer selbst. Eine Freude ganz anderer Natur, unabhängig von den Umständen.
Deshalb kann er mitten im Chaos sagen: "Ich werde mich in Frieden niederlegen und schlafen, denn du allein, Herr, lässt mich sicher wohnen." Schlafen – dort, wo man völlig schutzlos ist. Wie ist das möglich? Weil David weiß: Gott hält alles in seiner Hand.
Was gibt dir Freude? Worüber denkst du nach, wenn es still wird? Und kennst du diese Beziehung, aus der David seine Hoffnung, seinen Frieden, seine Sicherheit schöpft?
