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Auf Sündenerkenntnis folgt Freude

Sonntag, 18. August 2024
43 Minuten
Auf Sündenerkenntnis folgt Freude

Stell dir vor, du bist acht Jahre alt und musst ganz allein für sechs Wochen in eine Kur – ohne Eltern, ohne WhatsApp, ohne die vertraute Nähe deines Bruders. Dieses Gefühl der Einsamkeit und Trennung ist nur ein schwacher Abglanz dessen, was das Volk Israel erlebte: verschleppt nach Babylon, fern von Jerusalem, dem Ort, den Gott selbst erwählt hatte.

Nehemia, ein jüdischer Mundschenk am persischen Königshof, lebte in Sicherheit und Wohlstand – 1300 Kilometer entfernt von der zerstörten Heimat. Doch als sein Bruder ihm von den niedergerissenen Mauern Jerusalems berichtet, bricht etwas in ihm auf. Was folgt, ist kein oberflächliches Betroffensein, das nach einer Stunde wieder vergessen ist. Nehemia weint tagelang, fastet und betet. Aber warum reagiert er so heftig auf eine Situation, die ihn persönlich gar nicht betrifft?

In Nehemia 1,4-7 entfaltet sich ein Gebet, das erschüttert: Er bekennt nicht nur die Sünde seines Volkes, sondern nimmt sie auf sich – stellvertretend, aufrichtig, zutiefst bewegt. Wie sieht es mit deiner ganz persönlichen Schuld aus? Hast du sie nur erkannt oder auch bekannt? Denn zwischen Erkenntnis und Bekenntnis liegt ein gewaltiger Unterschied.

Aus diesem Gebet erwächst keine Passivität, sondern eine heilige Aktivität. Vier Monate später öffnet sich die Tür: Der König lässt ihn ziehen, ausgestattet mit allem Nötigen. In nur 52 Tagen wird die Mauer wieder aufgebaut – eine schier unmögliche Leistung. Goldschmiede arbeiten neben Salbenmischern, Priester neben einfachen Handwerkern. Doch einige Vornehme verweigern den Dienst. Bist du vielleicht auch einer, der seinen Dienst verweigert?

Und dann geschieht etwas Erstaunliches: In Nehemia 8,1-12 versammelt sich das ganze Volk und fordert, dass aus dem Gesetz Gottes vorgelesen wird. Als sie Gottes Wort hören, weinen sie – aber Nehemia ruft ihnen zu: "Die Freude am Herrn ist eure Stärke." Wo empfindest du wirklich Freude? Ist sie oberflächlich oder in der Beziehung zum Herrn verankert?

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